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Geschichte des ReisIn alten Zeiten gab es genügend Nahrung und die Menschen mussten nicht auf dem Felde arbeiten. Wenn sie hungrig waren, sammelten sie essbare Wurzeln und pflückten Obst von den Bäumen. Die Flüsse waren voll von Krebsen, Schnecken und Fischen. Im westlichen Teil der Visayas lebte damals ein Mann namens Siginhon mit seiner Frau Tiginlan. Viele Jahre hatten sie keine Kinder, so zogen sie umher über Hügel, über Berge. Schließlich erwartete Tiginlan ein Kind, welches sie hinderte, weiter zu wandern. Siginhon faßte den Entschluss, sich an einem geeigneten Ort für immer niederzulassen. Zu dieser Zeit spielten sich wunderliche Ereignisse ab. Die Berghänge verdorrten und trotz der Opfer, die die Menschen den Seelen ihrer Ahnen darbrachten, regnete es nicht. Die Dürre hielt einige Monate an. Die Flüsse verwandelten sich in seichte Bäche und die Quellen versiegten. Viele Pflanzen starben aus. Es gab immer weniger essbare Wurzeln und Früchte. Als Tiginlan ihr Kind zur Welt brachte war es sehr schwer Nahrung zu finden. Eine stillende Mutter benötigt immer mehr Nahrung, da sie nicht nur sich, sondern auch das Kind ernähren muss. Siginhon ging daher auf die Nahrungssuche. Er erklomm Berge, durchsuchte Wälder und Flusstäler, doch er konnte keine Nahrung finden. Schließlich gelangte er auf den höchsten Berggipfel wo er hohe Gräser erblickte. Er kannte sie nicht, nie hatte er sie bisher gesehen. Und als er in ihre nächste Nähe kam, stellte er fest, dass sie viele Ähren trugen. Er berührte die Ähren mit den Fingern, da sprach die Pflanze zu ihm: «Nimm uns mit nach Hause. Entferne die Hülsen, koche die Körner und iss diese.» Der junge Mann tat, was ihm die Pflanze befahl. Als er heimkehrte, erzählte er Tiginlan sein Erlebnis. Gemeinsam lasen sie die Ähren von den Halmen. Auf einem Stein zerstießen sie die Ähren, um die Hülsen zu entfernen. Dann kochten sie die gereinigten Körner. Es war eine schmackhafte und sättigende Speise. Als sie nach dem Mahl ruhten, sprach Siginhon zu seiner Frau: «Vielleicht wäre es besser, wenn wir mehr Körner sammeln und sie hier aussähen würden.» Tiginlan hielt das für eine gute Idee. So rüsteten sich beide zur Reise. Sie wollten eben aufbrechen, als die Körner zu ihnen sprachen: «Sobald ihr unser viele habt, rodet einen Berghang vor der Saat.» Siginhon und Tiginlan versprachen, einen Berghang zu roden, und den Lauf eines nahen Gewässers abzuleiten. Dann gingen sie, um möglichst viele Ähren einzusammeln, die sie droschen. Sie rodeten einen Berghang und säten die Körner aus. Ihr Kind konnte damals schon laufen, es lernte sprechen. Eines Tages, als Tiginlan und Siginhon das Mittagessen bereiteten, kam das Kind in die Küche und plapperte: «Pa-ay, pa-ay.» Bis dahin hatten Tiginlan und Siginhon den Körnern keinen Namen gegeben. Sie nannten sie jetzt «Paray» - nach den plappernden Worten ihres Kindes. So wird bis zum heutigen Tag der Reis in dieser Gegend bezeichnet.
Legende in der
Bevölkerung von Leyte |
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